Arbeitsmarktintegration zugewanderter Frauen

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Arbeitsmarktintegration zugewanderte Frauen

Arbeitsmarktintegration zugewanderter Frauen

Erfolgreiche Modellprojekte und die Landesinitiative "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit" - Fokus auf junge Frauen mit Fluchterfahrung.

Frauen mit Fluchthintergrund bringen eine hohe Arbeitsmotivation, Bildungsbereitschaft und Erwerbsorientierung mit. Diese Potentiale gilt es gezielt zu fördern. Das MAGS unterstützt deshalb entsprechende Modellprojekte und Ansätze wie die "Familienlotsinnen" und legt auch in der Landesinitiative "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit" einen Fokus auf junge Frauen mit Fluchterfahrung.

Die Integration geflüchteter Frauen in Arbeit und Gesellschaft in Nordrhein-Westfalen ist ein wichtiges Thema. In Nordrhein-Westfalen gelingt die Integration geflüchteter Menschen in Ausbildung und Arbeit zwar immer besser, doch sind die Unterschiede bei der Arbeitsmarktintegration zwischen Männern und Frauen noch groß. 85 % aller Beschäftigten aus den acht wichtigsten außereuropäischen Asylherkunftsländern sind Männer.

Für geflüchtete Frauen mit kleinen Kindern ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt weiterhin schwierig. Frauen mit Fluchterfahrung bilden eine heterogene Gruppe in Bezug auf Herkunft, Sprache, Bildung, Fluchterfahrung, Lebenssituation oder Familienkonstellation. Im Integrationsprozess ist daher eine stark individualisierte, stärkenbasierte Herangehensweise erforderlich.

Die Schulbildung unter den geflüchteten Frauen und Männern, die weiterführende Schulen besucht haben, unterscheidet sich bei der Ankunft in Deutschland kaum. Allerdings zeigt sich ein deutlicher Unterschied bei denjenigen, die keinerlei Schulbildung genossen haben: Hiervon sind geflüchtete Frauen deutlich stärker betroffen als geflüchtete Männer. Zudem leben geflüchtete Frauen häufiger im Familienkontext und sind stärker in die Betreuung von Kindern eingebunden als Männer mit Fluchthintergrund. Dies erschwert die Möglichkeiten, an Sprachförder- und Integrationsmaßnahmen teilnehmen zu können.

Wie die Praxis und viele Studien belegen, bringen Frauen mit Fluchthintergrund eine hohe Arbeitsmotivation, Bildungsbereitschaft und Erwerbsorientierung mit. Diese Potentiale gilt es gezielt zu fördern.

 

Modellprojekt

Familienlotsinnen

Das Konzept "Familienlotsinnen" zur Integration von geflüchteten Frauen wurde an den Standorten Duisburg und Gelsenkirchen modellhaft von der RAG-Stiftung gefördert, geht auf eine gemeinsame Initiative der Landesregierung, der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und der RAG-Stiftung zurück und wurde von der G.I.B. fachlich begleitet.

Die sonst nur schwer erreichbare Zielgruppe durch gezielte Ansprache und zielgruppenspezifische Angebote zu erreichen und die Frauen bei der Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu unterstützen – das ist das Ziel des Ansatzes. Und es gelingt! Durch die Familienlotsinnen, die die kulturellen Hintergründe der geflüchteten Frauen kennen und an den ganz unterschiedlichen Bedarfen, Lebenssituationen und Potentialen ansetzen, werden die Frauen erreicht. Die Familienlotsinnen halten einerseits eine enge Zusammenarbeit mit dem Jobcenter aufrecht und bauen andererseits ein Vertrauensverhältnis zu den geflüchteten Frauen auf.

Der Ansatz richtet sich an geflüchtete Frauen, die mindestens ein Kind unter drei Jahren betreuen. Die Teilnahme ist freiwillig, denn aufgrund dieser Betreuungspflichten sind die Frauen gesetzlich nicht verpflichtet, an Maßnahmen teilzunehmen.

Den Teilnehmerinnen soll der Einstieg in Arbeit und Gesellschaft erleichtert werden. Dabei hilft die Familienlotsin, die die Herkunftssprache der Frauen spricht und bei der Lösung ganz konkreter Probleme hilft. Oft geht es dabei um die Beratung bei behördlichen Themen, die Suche nach Kinderbetreuungsplätzen, den Zugang zu Sprachkursen. Sprachbarrieren, unsichere Lebenssituation oder ein fehlendes soziales Netzwerk.

Das Modellprojekt wurde gefördert von der RAG-Stiftung und gemeinsam mit dem Jobcenter Duisburg und dem Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen umgesetzt. In enger Kooperation mit den Jobcentern erfolgte die Umsetzung in Duisburg durch das Diakoniewerk Duisburg GmbH und in Gelsenkirchen durch RE/init e.V.

Was im Herbst 2018 als Modell begann, wurde nach Auslaufen der Förderphase aufgrund des guten Erfolgs im Rahmen der SGB II-Regelförderung der Jobcenter in Teilen weiter fortgeführt und kann als Beispiel guter Praxis adaptiert und auch in anderen Jobcentern umgesetzt werden.

In Duisburg und Gelsenkirchen haben sich die Ansätze der Familienlotsinnen allerdings gewandelt:

Duisburg

In Duisburg können nun auch Frauen aus Südosteuropa von der Unterstützung durch die Familienlotsinnen profitieren – die in dem vom Jobcenter Duisburg geförderten Ansatz „GuiDes“ genannt werden. Der Projektansatz von „GuiDe – Gut in Duisburg etablieren“ verfolgt das Ziel, die soziale und arbeitsmarktliche Integration erziehender Migrantinnen mit Fluchthintergrund sowie aus Südosteuropa zu fördern. Die Zielgruppe soll an integrative Unterstützungsangebote herangeführt werden und zum Umgang mit digitalen Medien befähigt werden. Wie zuvor steht jedoch immer die individuelle Bedarfslage der jeweiligen Klientin bei der Unterstützung im Vordergrund.

"Das Projekt ‚Familienlotsin‘ hat verdeutlicht, wie wichtig eine vertrauensvolle Beratungssituation für die Neuankömmlinge ist. An diese Erfahrung knüpft ‚GuiDe‘ nun an. Wir wollen den Frauen die Sicherheit, die nötigen Rahmenbedingungen und die Grundkenntnisse verschaffen, in dem wir ihre Probleme ernst nehmen und genau da ansetzen, wo sie Unterstützung brauchen und annehmen können." (Sabine Degener, Bereichsleiterin, Jobcenter Duisburg)

Gelsenkirchen

Der nun durch das Integrationscenter für Arbeit – das Jobcenter geförderte Ansatz in Gelsenkirchen widmet sich auch weiterhin ausschließlich geflüchteten Müttern mit Kindern unter drei Jahren. In der individuellen Begleitung wird den Frauen geholfen ihre eigenen Potenziale und Fähigkeiten zu erkennen, um persönliche und berufliche Ziele zu verfolgen. Die Zielgruppe soll insbesondere bei der sozialen Integration in die Stadtgesellschaft und bei dem Erwerb der deutschen Sprache unterstützt werden. Die Familienlotsin hilft den Klientinnen in Form von Einzelberatungen, individueller Begleitung und Berufsorientierung sowie durch Unterstützung bei der Kitaplatzsuche, bei der Sprachkursanmeldung sowie im Kontakt mit Behörden. Darüber hinaus bietet das Projekt den Teilnehmerinnen die Möglichkeit an einem Computerkurs teilzunehmen. Dieser Kurs dient der Stärkung der digitalen Medienkompetenzen der Teilnehmerinnen.

"Mit dem Ansatz ‚Familienlotsin‘ treffen wir genau den Bedarf der Frauen und Familien mit Fluchthintergrund. Die Nachfrage nach und das Interesse an dieser individuellen Begleitung und Unterstützung ist so groß, dass mittlerweile eine zweite Familienlotsin ihre Arbeit aufgenommen hat." (Irene Pawellek, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen - das Jobcenter)

Landesinitiative

Durchstarten in Arbeit und Ausbildung

Die Landesinitiative "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit", getragen vom Ministerium für Arbeit Gesundheit und Soziales (MAGS) und dem Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) hat zum Ziel, insbesondere junge Geflüchtete, die bislang aufgrund ihres Aufenthaltsstatus als Geduldete oder Gestattete nicht oder nur eingeschränkt von den Unterstützungsangeboten der Arbeitsförderung profitieren, auf ihrem Weg zu einem erfolgreichen schulischen und/oder beruflichen Abschluss zu fördern und sie in Ausbildung oder Beschäftigung zu vermitteln.

Geflüchtete Frauen stehen im Fokus. Die flexiblen, individuellen und bedarfsgerechten Förderbausteine machen es möglich, auf die Bedarfe der Frauen gezielt einzugehen. Um insbesondere die Integration junger geflüchteter Frauen zu verbessern, fördert das Land die Kinderbetreuung mit einer Pauschale und erleichtert damit Müttern und Vätern mit Kleinkindern die Teilnahme an den Integrationsangeboten.

Zusätzlich werden im Rahmen des Förderbausteins 5 (Innovationsfonds) kreative Projektideen und modellhafte Einzelvorhaben gefördert, die das Ziel haben, insbesondere auch weibliche Geflüchtete in Ausbildung und Arbeit zu bringen und Betriebe bei ihrer Ausbildung und Beschäftigung zu unterstützen.

Ein Beispiel ist ein Projekt der Landesinitiative "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit", in dem geflüchtete Frauen zwischen 18 - 27 Jahren je nach individuellen Voraussetzungen für eine 1-jährige Ausbildung zur Pflegeassistentin oder eine 3-jährige Ausbildung zur Pflegefachkraft vorbereitet werden. Durch die Verbindung von berufsbezogener sprachlicher Förderung und fachtheoretischer Ausbildungsvorbereitung mit der praktischen Erprobung soll das Projekt dazu beitragen, Ausbildungshemmnisse abzubauen und den Teilnehmerinnen passgenaue Wege in eine Ausbildung in der Altenpflege zu ermöglichen.

Ein weiteres Projekt richtet sich an alle zugewanderten jungen Frauen zwischen 18 und 27 Jahren, die durch ein innovatives Ansprachekonzept erreicht und aktiviert werden sollen. Ein familienorientiertes Coaching stellt die Frauen in den Mittelpunkt und schließt gleichzeitig die Bezugspersonen mit ein. Bedarfsorientierte Veranstaltungen stärken zusätzlich die eigene Persönlichkeit und unterstützen bei der beruflichen Teilhabe. Das Ziel ist, die Frauen an Regelangebote anzubinden, Systemwissen zu vermitteln, Begegnungen zu schaffen und berufliche Perspektiven zu erarbeiten.

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